Kooperation von Forschung und Praxis als Impulsgeber
Die Pandemie hat nochmal verdeutlicht, wie wichtig Digitalkompetenzen für Beschäftigte und Betriebe sind. Das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität beforscht die Entwicklung solcher Kompetenzen in Kooperation mit Branchenverbänden, Unternehmen und Wirtschaftsförderungen in Hessen.
FRANKFURT. „Die
Digitalisierung der hessischen Wirtschaft kann nur dann nachhaltig erfolgreich
sein, wenn es gelingt, Beschäftigte in diesem Prozess mitzunehmen. Erst
Beschäftigte mit Digitalkompetenzen können sicherstellen, dass die Potenziale
von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien in den Betrieben
voll erschlossen werden“, sagt Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des
Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der Goethe-Universität. Deshalb
haben sich viele hessische Unternehmen bereits vor der Pandemie die Frage
gestellt, wie es gelingen könnte, Beschäftigte beim Aufbau solcher Kompetenzen
zu unterstützen. Dabei hat sich eine Kooperation zwischen Forschung und Praxis als
zielführend erwiesen, um Entwicklungsimpulse für den Aufbau von
Digitalkompetenzen zu setzen. Die bewährte Kooperation zwischen hessischer
Wirtschaft und IWAK soll nun verstärkt fortgesetzt werden. „Ein solches
Ineinandergreifen von Wissenschaft und Wirtschaft ist für beide Seiten eine
Win-Win-Situation. Ich würde mir mehr solcher Kooperationen wünschen“, sagt
Prof. Dr. Bernhard Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität.
Virtueller Lunch-Talk des IWAK
Unter dem Titel „Digitalkompetenzen aufbauen. Impulse für die
Weiterentwicklung setzen. Perspektiven aus Forschung und Praxis“ findet
am 9.
Juli 2021 (11.30 bis 12.30 Uhr)
auf der
Konferenz-Plattform Zoom
https://uni-frankfurt.zoom.us/j/99189471378?pwd=K2c4eUZySkpveTZkV0RBN1dONE0wQT09 -
Meeting-ID: 991
8947 1378 - Kenncode: 101064
ein Lunchtalk statt, bei dem Befunde zum Erwerb von
Digitalkompetenzen vor und während der Pandemie aus der angewandten Forschung
und der betrieblichen Praxis vorgestellt werden. Das Programm finden Sie unter:
http://www.iwak-frankfurt.de/wp-content/uploads/2021/06/Einladung-Lunch-Talk-9-Juli-11_30-bis-12_30-Uhr-Thema_Digitalkompetenzen.pdf. Eine
Anmeldung ist nicht erforderlich.
Vorreiterprojekt in der hessischen Chemie- und Pharmabranche
Mit Hilfe von Fördermitteln des Bundesministeriums für
Wissenschaft und Forschung sowie des Europäischen Sozialfonds wurde seit 2018
das „Netzwerk für digitale Qualifizierung in der Chemie (DQC_Net)“ etabliert.
Dieses Netzwerk, das vom Bildungsdienstleister Provadis (Höchst) initiiert und
koordiniert wurde, dient als Basis, um digitale Kompetenzen stärker in Aus- und
Weiterbildung zu verankern. Betriebe und Sozialpartner sollen sich hier auf
Augenhöhe begegnen können Dabei geht es vor allem um konzeptionelle Impulse für
die Praxis – und um digitale Lerntools. (www.provadis.de/provadis-gruppe/bildungsprojekte/bildungsinnovationen/).
„Die Kooperation schafft Synergien und bringt damit mehr Tempo in
die Entwicklung von Digitalkompetenzen in der Branche“, stellt Dr. Karsten
Rudolf, Bereichsleiter Bildungs- und Forschungsprojekte bei Provadis fest. Das
IWAK begleitet die Aktivitäten im Netzwerk wissenschaftlich, evaluiert deren
Nutzen für die Praxis und unterstützt so nicht nur die Betriebe im Netzwerk,
sondern bietet auch Impulse für weitere Betriebe, die die Digitalkompetenzen
ihrer Beschäftigten über Aus- und Weiterbildung fördern möchten. „Die
Evaluierung hilft zu verstehen, wie der Erwerb von Digitalkompetenzen besonders
in der Ausbildung gut stattfinden kann“, sagt Dr. Christa Larsen. Klar sei: Die
Grundlage fürs Lernen bleibe das Vertrauensverhältnis zwischen Ausbildern und
Auszubildenden. Digitales Lernen bedeute, gezielt digitale Tools einzusetzen,
die einen klaren Nutzen haben und damit Motivation und Lernbereitschaft
fördern. „Die gezielte Evaluierung hat uns auch deutlich gemacht, dass das
Herzstück der dualen Ausbildung, die Kooperation der Lernorte Betrieb und
Berufsschule, bisher noch sehr wenig digitalisiert ist. Das wollten wir schnell
ändern“, so Jürgen Funk, Geschäftsführer Verbandskommunikation und Politische
Öffentlichkeitsarbeit bei der Hessenchemie.
Deshalb wird auf Initiative der Hessenchemie seit März 2020
gemeinsam mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Provadis und dem VCI
Hessen das Projekt „#HESSEN.Bildung.digital“ durchgeführt (https://www.bildung.digital/Hessen).
An zehn Standorten arbeiten Vertreter von Ausbildungsbetrieben und
Berufsschulen in Entwicklungsprojekten eng zusammen, um Kommunikation,
Kooperation, aber auch das Lehren und Lernen mit digitalen Instrumenten zu
fördern. Es gibt Online-Schulungen und fachliche Begleitung, man lernt im
kollegialen Austausch voneinander. Die begleitende Evaluierung durch das IWAK
zeigt einen großen Bedarf an Digitalisierung, die Bedingungen für die Umsetzung
indes können herausfordernd sein. „Wir erkennen über die wissenschaftliche
Begleitung, wo die Herausforderungen liegen, jedoch auch die Chancen einer
digital unterstützten Lernort-Kooperation in der Praxis“, sagt Jürgen Funk,
Geschäftsführer der Hessenchemie. Dieses Wissen könne sicherstellen, dass
Berufsschulen und Betriebe effektiver und kontinuierlicher zusammenarbeiten, so
dass die jungen Menschen profitieren.
Die Entwicklung von Digitalkompetenzen während der Pandemie wird
durch die Wirtschaftsförderer in den 26 hessischen Kreisen und kreisfreien
Städten begleitet. Das Hessische Wirtschaftsministerium fördert im Projekt
„regiopro“ ein Expertenpanel der hessischen Wirtschaftsförderer, das vom IWAK
aufgebaut wurde. Seit April 2020 monitort das IWAK darüber die Entwicklung der
Wirtschaft in den Regionen, ein Fokus liegt auf dem Stand der
Digitalkompetenzen. Dabei hat sich gezeigt, dass sich die Digitalkompetenzen,
die in einzelnen Arbeitsbereichen erforderlich sind, stark voneinander
unterscheiden. Für einige Beschäftigtengruppen ist bereits der Umgang mit
Videokonferenztools der Kern der notwendigen Digitalkompetenzen, Beschäftigte
in Spezialfunktionen benötigen oft weitere digitale Fachkenntnisse. „Das ist
wenig überraschend, Beschäftigte benötigen spezifische Kompetenzen je nach
Zuschnitt ihrer Arbeit. Bei den Digitalkompetenzen ist dies auch nicht anders“,
stellt Larsen fest. „Die Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen, hat
in der Pandemie allerdings deutlich zugenommen – eine gute Ausgangslage
angesichts der anstehenden Veränderungen in der Arbeitswelt“, urteilt sie.
Weitere Informationen
Für
Auskünfte und Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an:
Dr.
Christa Larsen
Institut
für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität
Campus
Bockenheim
Telefon
069 798-22152
E-Mail:
c.larsen@em.uni-frankfurt.de