Fünf hessische Forschungsinstitute kooperieren in neuem Verbundprojekt zu Ursachen, Dynamiken und Effekten von politischer Gewalt
Welchen Effekt haben globale Entwicklungen wie Technologisierung und Klimawandel auf politische Gewalt? Wie kann politische Gewalt von internationalen Institutionen begrenzt oder aber legitimiert werden? Wie wird sie gedeutet und gerechtfertigt? Diesen Fragen widmet sich das interdisziplinäre Verbundprojekt „Regionales Forschungszentrum – Transformations of Political Violence (TraCe)“, in dem fünf hessische Forschungsinstitute zusammenarbeiten. An dem Zentrum, das im April seine Arbeit aufnimmt, sind das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), die Goethe-Universität Frankfurt, die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Philipps-Universität Marburg und die Technische Universität Darmstadt beteiligt. Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit ca. 5,2 Mio. Euro gefördert.
FRANKFURT. Mit
der Errichtung des Regionalen Forschungszentrums intensivieren die beteiligten
Partnerinstitutionen ihre bestehende Zusammenarbeit und bündeln ihre Forschungen
auf dem Gebiet der Gewaltforschung. Es entsteht ein regionales Kompetenzzentrum
für Forschung, Lehre und Wissenstransfer, das international sichtbar ist und
dessen Erkenntnisse systematisch zur Einhegung und Prävention politischer
Gewalt beitragen. Das Forschungszentrum ist interdisziplinär besetzt: Es bringt
Perspektiven aus Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichts- und Rechtswissenschaften,
Sozialanthropologie, Sozialpsychologie, Kultur- und Sprachwissenschaften und
Informatik sowie verschiedene methodologische Ansätze zusammen.
Von Seiten der Goethe-Universität, die mit 900.000 Euro gefördert
wird, sind Prof. Dr. Astrid Erll, Prof. Dr. Hanna Pfeifer, Prof. Dr. Constantin
Ruhe und Prof. Dr. Lisbeth Zimmermann am Verbundprojekt beteiligt. Sie forschen
insbesondere in den ersten drei Forschungsfeldern zu Formen, Institutionen und
Interpretationen politischer Gewalt. Darüber hinaus sind drei der vier
leitenden Wissenschaftler:innen des HSFK, Prof. Dr. Christopher Daase, Prof.
Dr. Nicole Deitelhoff und Prof. Dr. Jonas Wolff, ebenfalls Mitglieder der
Goethe-Universität.
Zielsetzung des Verbundvorhabens ist es, die Konsequenzen
gegenwärtiger Gewalttransformationen für den innergesellschaftlichen und
internationalen Frieden zu identifizieren und Strategien zur Eindämmung
politischer Gewalt zu entwickeln. Das Forschungsprojekt wird Typen und Ebenen
politischer Gewalt systematisch in drei thematischen Forschungsfeldern
analysieren:
Das erste Forschungsfeld beschäftigt sich mit dem
Formenwandel politischer Gewalt und dem Einfluss globaler Trends wie
Technologisierung und Klimawandel auf Gewaltdynamiken.
Das zweite Forschungsfeld geht der Frage nach, wie
internationale Institutionen politische Gewalt einhegen, aber auch legitimieren
und wie neue Gewaltformen institutionell erfasst werden können.
Das dritte Forschungsfeld befasst sich mit den komplexen
Beziehungen zwischen veränderten Deutungs- und Rechtfertigungsmustern von
politischer Gewalt und verschiedenen Erinnerungsräumen wie zum Beispiel Städten.
In einem übergreifenden vierten Forschungsfeld werden
Wechselwirkungen zwischen dem Formwandel und Interpretationen politischer
Gewalt untersucht.
Um die Forschung des Verbundprojektes in der Öffentlichkeit
sichtbar zu machen, wird der Austausch mit gesellschaftlichen Akteur:innen
gesucht: Transferveranstaltungen wie Workshops, Podiumsdiskussionen und
Ringvorlesungen, aber auch verschiedene Publikationsformate tragen dazu bei,
die Forschungserkenntnisse für die politische Bildung, zivilgesellschaftliches
Engagement und den Wissenschaftsjournalismus nutzbar zu machen.
„Wir freuen uns sehr, die Arbeit im Verbundprojekt aufzunehmen,
das die interdisziplinäre Kollaboration und internationale Vernetzung der
beteiligten Einrichtungen vorantreibt. Die aktuellen Entwicklungen in der
Ukraine verdeutlichen in tragischer Weise die Notwendigkeit, ein Regionales
Forschungszentrum dieser Art zu errichten, das die Ursachen, Dynamiken und
Effekte politischer Gewalt untersucht“, sagt Prof. Dr. Christopher Daase, stellvertretendes
geschäftsführendes Vorstandsmitglied der HSFK, Ko-Sprecher des Verbundprojektes
und Politikwissenschaftler an der Goethe-Universität.
Das Verbundprojekt geht auf eine bundesweite Ausschreibung des
BMBF zur Förderung und Weiterentwicklung von Forschungsverbünden im Bereich der
Friedens- und Konfliktforschung zurück.
Für Fragen und die Vermittlung von Gesprächspartner:innen stehen
wir gerne zur Verfügung. Weitere Informationen zu dem Verbundprojekt finden Sie
unter https://www.hsfk.de/forschung/transformations-of-political-violence.
Weitere Informationen und Pressekontakt
Leibniz-Institut
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung
Dr.
Ursula Grünenwald
Referentin
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel:
069 / 959104-13
gruenenwald@hsfk.de
www.hsfk.de