Philip, 4. Semester Jura

Mein Name ist Philip, ich bin 22 Jahre alt und studiere im 4. Semester Rechtswissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Sicherlich befindet ihr euch derzeit in einer Phase, in der es darum geht, wohin euch euer weiteres Leben führen soll. Die Wahl des Studienganges spielt dabei natürlich eine enorm wichtige Rolle, weswegen ich im Folgenden meine Erfahrungen mit euch teilen möchte. 

Wenn man sich für das Jurastudium interessiert, so kann das aus verschiedenen Gründen resultieren, zum Beispiel daraus, dass es in der Familie bereits Juristen gibt oder man aus anderen Anlässen dazu getrieben wird. Von einer derartigen Motivation würde ich jedoch abraten. Das Jurastudium ist zwar längst nicht so zäh, wie immer behauptet wird und man muss auch keine Paragraphen auswendig lernen, es erfordert jedoch ein hohes Maß an Disziplin und Selbstorganisation, da Jura stofflich sehr vielfältig, um nicht zu sagen, unüberschaubar ist. Liebäugelt man also damit, ein Studium der Rechtswissenschaft zu beginnen, sollte man sich eigens dazu entschlossen haben. Alles andere endet in Frustration. Ich persönlich wollte immer in die naturwissenschaftliche Richtung gehen, habe jedoch irgendwann eingesehen, dass dies nicht der richtige Weg für mich ist und meine Entscheidung Jura zu studieren nie bereut. Denn abgesehen davon, dass dieses Studium eine Menge an Arbeit bedeutet, macht es auch unglaublich viel Spaß. Warum? Weil sich das tägliche Leben juristisch abbilden lässt und das, was in der Vorlesung gelehrt wird, schon im ersten Semester praktischen Bezug hat. Sei es der Einkauf bei eurem Lieblingsbäcker oder eine Demonstration gegen Atomkraft. Alles ist geregelt; und wo es Regeln gibt, wird gegen sie verstoßen – hier kommt ihr ins Spiel.

Besonderer Vorkenntnisse bedarf es bei Jura nicht. Wie auch? In der Schule hat man ja schließlich kein Fach Zivilrecht oder Strafrecht. Wer also neu durchstarten möchte, ist hier richtig. Es gibt aber einen weiteren, bedeutenden Unterschied zur Schule: keiner nimmt einen an die Hand. Während zu Schulzeiten zu Anfang des Schuljahres der Stundenplan verteilt wurde und man sich darauf verlassen konnte, dass das (und nur das) was man im Unterricht besprach auch Teil der Klausur wurde, verlangt die Universität mehr Eigeninitiative. Den Stundenplan erstellt ihr euch selber, eine Anwesenheitspflicht gibt es nicht und keiner kontrolliert Hausaufgaben. Das klingt erst einmal traumhaft. Das große Ziel sind jedoch die Klausuren am Ende eines jeden Semesters und um die zu bestehen, muss man über das Semester hinweg selbstorganisiert lernen. Doch lasst euch davon nicht verunsichern, dabei helfen einem die sogenannten Tutorien, bei denen ihr in Kleingruppen vorlesungsbegleitend den Stoff aufarbeitet. Möchte man nun trotz alledem eine kleine Voraussetzung nennen, so wird dies das mündliche und schriftliche Ausdrucksvermögen sein. Deutsch sollte man in Wort und Schrift gut beherrschen, denn die Sprache ist das Handwerkszeug eines jeden Juristen. Es ist sehr wichtig, dass man seine Gedanken präzise formulieren kann und zwischen überflüssigen und wertvollen Informationen differenziert. Ebenso bedarf es eines guten Textverständnisses, da die Gesetze das Fundament der juristischen Arbeit bilden und mitunter nicht immer einfach zu verstehen sind.

Ich hoffe, dass ich euch damit weiterhelfen konnte und ihr ein weiteren Schritt in Richtung Zukunft gehen könnt.

Alles Liebe und viel Erfolg,
Philip

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