Subjektives Recht und Gesellschaft. Historisch-systematische Perspektiven einer Rechtsinstitution

Fabian Steinhauer / Dan Wielsch / Rudolf Wiethölter

J4100064_kl

Im Wintersemester 2007/2008 veranstalten wir
jeweils mittwochs von 11:00 – 12:30 Uhr im Juridicum R 316 ein
(privat)rechtstheoretisches Seminar

Subjektives Recht und Gesellschaft
Historisch-systematische Perspektiven einer Rechtsinstitution

Das subjektive Recht kennt einige Aufstiegs-, einige Verfallsgeschichten. Es gilt nicht nur als Grundlage der Freiheit, sondern auch als das ungerechte Recht. In den Augen der Einen eröffnet es Sphären der Autonomie, in den Augen der anderen ignoriert es die Rationalität gesellschaftlicher Strukturen. Trotz wiederholter grundlegender Kritik scheint das subjektive Recht bis heute unverzichtbar.

Die Institution des subjektiven Rechts ist ein Produkt moderner Differenzierungen und sieht sich durch die Moderne weiter herausgefordert. Insbesondere an der Rechtsprechung läßt sich beobachten, wie komplexe Probleme auf die subjektiven Rechte der Prozeßbeteiligten heruntergebrochen werden. Ob Massenmedien, Umweltrecht, Berufsfreiheit oder Eigentum: in diesen und anderen Feldern droht das subjektive Recht die Konsistenz der Rechtsstrukturen zu verhindern, was zugleich unter einem normativ anspruchslosen Gerechtigkeitsbegriff problematisch erscheint.

Das Seminar geht der Frage nach, ob das subjektive Recht ein passendes Reflexionsangebot im Recht der Gesellschaft ist.




Programm

1. Termin (24. Oktober 2007)
Niklas Luhmann: Subjektive Rechte: Zum Umbau des Rechtsbewusstseins für die moderne Gesellschaft, in: ders., Gesellschaftsstruktur und Semantik, Band 2, Frankfurt am Main 1981, 45-104.


2. Termin (31. Oktober 2007)
Karl-Heinz Ladeur, Negative Freiheitsrechte und gesellschaftliche Selbstorganisation. Die Erzeugung von Sozialkapital durch Institutionen, Mohr Siebeck, Tübingen 2000, Kap. I-II, 6-55.


3. Termin (07. November 2007)
Albert O. Hirschman, Leidenschaften und Interessen. Politische Begründungen des Kapitalismus vor seinem Sieg, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, 17-57 und 103-144.


4. Termin (14. November 2007)
Rudolf Wiethölter, Privatrecht als Gesellschaftstheorie? Bemerkungen zur Logik der ordnungspolitischen Rechtslehre, in: Fritz Baur / Josef Esser / Friedrich Kübler / Ernst Steindorff (Hrsg.), Funktionswandel der Privatrechtsinstitutionen. Festschrift für Ludwig Raiser zum 70. Geburtstag, Mohr Siebeck, Tübingen 1974, 645-695.
 

5. Termin (21. November 2007)
Helmut Coing, Zur Geschichte des Begriffs „subjektives Recht“, in: ders. / Frederick H. Lawson / Kurt Grönfors (Hrsg.), Das subjektive Recht und der Rechtsschutz der Persönlichkeit, Alfred Metzner, Frankfurt am Main / Berlin 1959, 7-23.


6. Termin (28. November 2007)
Niklas Luhmann, Grundrechte als Institution. Ein Beitrag zur politischen Soziologie, 4. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 1999, Kapitel 4: Die Individualisierung der Selbstdarstellung: Würde und Freiheit, 53-83 und
Erich Schanze, Entwicklung von Institutionen, in: Christian Meier-Schatz (Hrsg.), Die Zukunft des Rechts, Helbing & Lichtenhahn, Basel 1999, 195-206.


7. Termin (05. Dezember 2007)
Rechtsprechung zum Persönlichkeitsrecht: BVerfGE 101, 361 – Caroline II; EGMR vom 24.06. 2004, NJW 2004, 2647 – Caroline vs. Deutschland; Urteil des BGH vom 19.06.2007 – Herbert Grönemeyer, VI ZR 12/06.


8. Termin (12. Dezember 2007)
Dan Wielsch, Zugangsregeln. Die Rechtsverfassung der Wissensteilung Habilitationsschrift 2007 (erscheint bei Mohr Siebeck, Tübingen), Manuskript, 33-80 („Immaterialgüterrecht und soziale Systeme“).


9. Termin (19. Dezember 2007)
Christoph Menke, Selbstreflexion des Rechts. Die Figur subjektiver Rechte und die Politik: Luhmann – Derrida. Manuskript, Berlin 2007.


10. Termin (09. Januar 2008)
Gunther Teubner, Unternehmenskorporatismus - New Industrial Policy und das „Wesen" der Juristischen Person, in: Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft 2, 1987, 61-85.


11. Termin (16. Januar 2008)
Michael Köhler, Freiheitliches Rechtsprinzip und Teilhabegerechtigkeit in der modernen Gesellschaft, in: Götz Landwehr (Hrsg.), Freiheit, Gleichheit, Selbständigkeit, Zur Aktualität der Rechtsphilosophie Kants für die Gerechtigkeit in der modernen Gesellschaft, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, 103-128.


12. Termin (23. Januar 2008)
Karl-Heinz Ladeur, Negative Freiheitsrechte und gesellschaftliche Selbstorganisation. Die Erzeugung von Sozialkapital durch Institutionen, Mohr Siebeck, Tübingen 2000, Zweiter Teil, Kap. I u II.


13. Termin (30. Januar 2008)
Christian Cappel, Anachronismus einer „Drittwirkung“. Das kognitivistische Konzept Karl-Heinz Ladeurs und die Matrix Gunther Teubners im grundrechtstheoretischen Spannungsfeld, in: Ancilla Juris vom 15.06.2006, abrufbar unter: www.anci.ch .


14. Termin (06. Februar 2008)
Werner Hamacher, Vom Recht, Rechte nicht gebrauchen. Menschenrechte und Urteilsstruktur, in: Cornelia Vismann / Thomas Weitin (Hrsg.), Urteilen/ Entscheiden, Fink, München 2006, 269-290.




Organisatorisches

Das Seminar wird im Wintersemester 2007/2008 mittwochs, 11.00 s.t. bis 12.30 Uhr, Raum 316, Juridicum stattfinden. Der endgültige Seminarplan sowie eine ausführliche Literaturliste werden rechtzeitig vor Veranstaltungsbeginn über die Homepage der Professur bekannt gegeben. Den Seminarreader können Sie ab sofort im Kopierwerk, Adalbertstraße 21a, zum Preis von 14 Euro erwerben.

Einen Leistungsnachweis kann erwerben, wer nach Absprache mit den Dozenten neben einem Einführungsreferat eine schriftliche Arbeit zu einem der Texte oder einer übergreifenden, seminarbezogenen Fragestellung anfertigt. Die Arbeit sollte ca. 15 Seiten haben und mit einem wissenschaftlichen Fußnotenapparat sowie einer Bibliographie versehen sein.

Das Seminar gilt als Schwerpunktbereichsveranstaltung für den Schwerpunktbereich Grundlagen des Rechts (SPB 3).

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Eine aus diesem Grund eventuell erforderliche Auswahl der Seminarteilnehmer wird nach Maßgabe des Studienfortschritts sowie der bisherigen Studienleistungen und -interessen vorgenommen werden. Zur Anmeldung zum Seminar und zur Vormerkung für eine der ca. 10-15 minütigen Einführungen ("Impulse") in den für die betreffende Sitzung angegebenen Text wenden Sie sich bitte an Dr. Malte Gruber, Zi. 318 (Juridicum), oder schreiben Sie eine Email an <gruber@jur.uni-frankfurt.de>.