Gerichtsförmige Verfahren der Konfliktlösung im Alten Orient

Rechtshistorisches Seminar

neubabylonische Prozessurkunde

Prof. Dr. Guido Pfeifer

Zu den frühesten schriftlichen Zeugnissen der Rechtsgeschichte schlechthin zählen auch solche der Konfliktbeilegung zwischen privaten Parteien. Bereits am Ausgang des dritten vorchristlichen Jahrtausends existiert im Alten Orient eine egene Textgattung von Gerichtsurkunden. Die Überlieferung von keilschriftlichem Urkundenmaterial aus der (Gerichts-)Parxis setzt sich danach fort bis zum Ende der mesopotamischen Rechtskurturen. Die Auffassungen von der rechtlichen Qualität dieser Dokumente divergieren allerdings erheblich und bewegen sich in einem Spannungsfeld außergerichtlicher und gerichtlicher Konfliktlösung: Sie reichen von der Vorstellung, es handle sich lediglich um Vorschläge zur Streitbeendigung als Vorstufe zu Schiedsverträgen bis zur Annahme einer richterlichen Entscheidung mit Rechtskraft und Präklusionswirkung.
Das Seminar nimmt vor diesem Hintergrund ausgewählte, einschlägige Textbeispiele in den Blick. Ziel ist es dabei nicht nur, ein Bild von den ältesten dokumentierten Gerichtsverfahren der Menschheitsgeschichte zu zeichnen, sondern der Frage nachzugehen, was die besondere Qualität gerichtsförmiger Verfahren und richterlicher Entscheidungen gegenüber anderen Formen der Konfliktlösung überhaupt ausmacht.

12. April - 12. Juli 2011,
jeweils am Dienstag
um
18:00-20:00 Uhr (c.t.)
im Raum
RuW 4.101

Leistungsnachweis für Zwischenprüfung, Nebenfachstudierende und Schwerpunktbereichs-studium (jeweils Grundlagen des Rechts) durch mündlichen Seminarvortrag von etwa 30 Minuten Dauer und anschließende schriftliche Ausarbeitung im Umfang von ca. 25 Seiten. Altsprachliche Kenntnisse sind nicht vorausgesetzt, Fremdsprachenkenntnisse (Englisch, Französisch, Italienisch) sind hilfreich. Die Veranstaltung ist für Studierende mit noch nicht bestandener Zwischenprüfung geöffnet (§ 25 Abs. 2 StudPrüfO).