Das Frankfurter Rechtstheoretische Kolloquium

(Vesting / Wiethölter / Campos)              [English Version]

(Chersones, Säulen einer Basilika aus dem 11. Jahrhundert)

Das wöchentlich stattfindende Frankfurter Rechtstheoretische Kolloquium trägt die lange Tradition der Frankfurter Rechts- und Gesellschaftskritik fort. Bekannt unter dem Kürzel ‚Mittwochsseminar' wurde es in der Nachkriegszeit von Rudolf Wiethölter (in der Nachfolge von Franz Böhm) begründet, der das Seminar auch nach seiner Emeritierung gemeinsam mit Gunther Teubner bis 2009 weiterführte. Dann übernahm Malte Gruber von 2009 bis 2014 die Leitung. Seit 2014 setzen Thomas Vesting und Ricardo Campos gemeinsam mit Rudolf Wiethölter diese Frankfurter Institution fort.

Das Mittwochsseminar ist immer ein Ort des theoretischen Experiments gewesen, bei dem aktuelle Rechtsentwicklungen mit unterschiedlichsten wissenschaftlichen  Perspektiven konfrontiert werden. In diesem Sinne liegt ein Fokus des Kolloquiums auf dem interdisziplinären Austausch zwischen Rechtswissenschaft und anderen Disziplinen, wie etwa der Philosophie, Soziologie, Anthropologie, Theologie, Geschichte, Sozialtheorie, Literaturwissenschaft und der Kulturtheorie, um nur einige zu nennen.

Zum festen Teilnehmerkreis des Kolloquiums gehören Studierende, Doktorand*innen, Habilitand*innen und ausländische Gastwissenschafler*innen aus unterschiedlichen Fachbereichen, die ein Forum für anspruchsvolle Debatten innerhalb der Rechtswissenschaft suchen.

Das Kolloquium empfängt jedes Semester anerkannte Autor*innen und Wissenschaftler*innen aus aller Welt. Seit 2014 waren unter anderem zu Gast: Jan Assmann, Gunther Teubner, Jürgen Habermas, Axel Honneth, Karl-Heinz Ladeur, Hans Lindahl, Stephan Meder, Christoph Menke, Marcelo Neves, Anton Schütz, Fabian Steinhauer, Michael Stolleis, Rainer Forst, Chris Thornhill, Gunnar Folke Schuppert, Josef Vogel, Bernhard Waldenfels, Christoph Möllers, Marietta Auer und Isabel Hensel.

Die thematischen Programme des Frankfurter Rechtstheoretischen Kolloquiums finden Sie weiter unten. Für Rückfragen wenden Sie sich gerne an Ricardo Campos.


Aktuelles Programm

Winter 2022/23 - Die Regulierung von künstlicher Intelligenz: Chancen und Grenzen 

In den letzten zwanzig Jahren wurden große Fortschritte bei der alltäglichen Anwendung automatisierter Systeme erzielt. Modelle, die auf KI und ihren Algorithmen beruhen, sind zunehmend Teil des täglichen Lebens der Menschen. Die Art und Weise, wie die unendlich vielen Internetinhalte dem Nutzer präsentiert und aufgelistet werden, Sprachsteuerung von Software, Gesichtserkennung, autonomes Fahren, autonome Häuser und vieles mehr sind Beispiele dafür, wie automatisierte Systeme und ihre Algorithmen das Leben der Menschen beeinflussen. Ökonomische Bereiche wie Luftfahrt, Gesundheitswesen, Werbung und andere sind davon betroffen.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Präsenz KI-gestützter automatisierter Systeme und ihres Einflusses auf das gesellschaftliche Leben wendet sich die internationale Debatte mehr und mehr Modellen zur Regulierung künstlicher Intelligenz zu, die auf den Schutz der Rechte des Einzelnen abzielen. In diesem Kontext der globalen Debatte stellt der Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission von 2021 für einen KI-Regulierungsrahmen als erster Rechtsrahmen für KI in der Welt dar und hat die globale Debatte über das am besten geeignete Modell zur Regulierung des Themas maßgeblich beeinflusst.

Das vorliegende Kolloquium widmet sich dem Thema der künstlichen Intelligenz vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte und ihre mögliche Regulierung. Es möchte die Chancen und Grenzen von Regulierung ausloten und dabei auch Aspekte des Verständnisses von künstlicher Intelligenz und ihrer Auswirkungen auf die Gesellschaft aus interdisziplinärer Sicht in den Blick nehmen. 


Bisherige Programme:

SoSe 2022 - Der Recht der liberalen Gesellschaft 

WiSe 2021/22 - Thema: Der Vertrag der Gesellschaft II

SoSe 2021 - Thema: Der Vertrag der Gesellschaft I

WiSe 2020/2021 - Thema: Netzwerkregulierung II

SoSe 2020 - Thema: Netzwerkregulierung - Meinungsfreiheit unter neuen Bedingungen

WS 2019/20 -  Recht und Wirtschaft: Soziale Voraussetzungen des Rechts

Sommer 2019 - „Meine Vision, als produktive Utopie: Rechtsverfassungsrecht!“
Zu Rudolf Wiethölters politischer Rechtstheorie

WS 2018/2019 - Zum Subjekt im Recht

Sommer 2018 - Thema: Komplexität und Kritik. Die (Un-)Möglichkeit einer kritischen Gesellschaftstheorie

WS 2017/2018 - Thema: Digitalisierung und Subjektivierung I

Sommer 2017 - Thema: Zur Selbstorganisation von Soziabilität

WS 2016/2017 - Thema: Die Möglichkeit von modernen Ordnungen

Sommer 2016 - Thema: Transformation der Staatlichkeit II. Veränderung des Staates

WS 2015/2016 – Thema: Transformation der Staatlichkeit I. Entstehung des Staates

Sommer 2015 - Thema: Neue Theorien der Grundrechte

WS 2014/2015 - Thema: Politische Theologie und liberale Demokratie

Sommer 2014 – Thema: Politische Ökonomie

WS 2013/2014: Die Form des Rechts in der Weltgesellschaft

Zum Archiv der Mittwochsseminare vor 2013 (Wiethölter/Teubner)