„Geistiges Eigentum“: Zur Theorie der Rechte an stofflosen Gütern

Malte Gruber / Isabell Hensel / Rudolf Wiethölter

dejavu

Im Wintersemester 2010/2011 veranstalten wir
mittwochs von 16:15 - 17:45 Uhr in Raum RuW 2.102 (Campus Westend)
ein privatrechtstheoretisches Seminar zum Thema:

„Geistiges Eigentum“: Zur Theorie der Rechte an stofflosen Gütern
(SPB 3)

 +++ Bitte beachten Sie die Terminänderungen am 24.11.2010 sowie am 12.1. und 16.2.2011 +++


Das Recht des „geistigen Eigentums“ umfasst eine Vielzahl von Rechtsgebieten, die den Schutz geistiger Schöpfungen und technischer Innovationen betreffen. Urheberrecht, Patentrecht und sonstige gewerbliche Schutzrechte gewinnen dabei vor dem Hintergrund jüngster Technologieentwicklungen eine zunehmende wirtschaftliche, aber auch gesellschaftliche und nicht zuletzt kulturelle Bedeutung.
In Anbetracht neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, die sich als neuartige mediale „Werkstätten“ des geistigen Schaffens darstellen, aber auch angesichts heutiger Biotechnologien, die „lebendige“ Erfindungen und sogar Erfindungen von Lebendigem ermöglichen, sind Fragen des geistigen Eigentumsschutzes hochaktuell.
Allerdings ist schon der Begriff des „geistigen Eigentums“, der sich erst aufgrund seiner internationalen Anschlussfähigkeit an die Terminologie des (leicht mit dem „Eigentum“ zu verwechselnden) „intellectual property“ in der deutschen Rechtssprache durchzusetzen scheint, bis in die Gegenwart umstritten geblieben. Der Streit um die grundlegende Konzeption von Rechten an stofflosen Gütern ist dabei nicht bloß theoretischer Natur. Vielmehr beeinflusst er zugleich die Praxis des Immaterialgüterrechts, dem das Seminar „auf den Grund“ gehen wird.




Themen


I. Grundlagen
 

1. Termin (27.10.2010): Allgemeiner Teil
a) Ansgar Ohly, „Geistiges Eigentum?“, Juristenzeitung 2003, 545-554.
b) Rosemary J. Coombe, „Objects of Property and Subjects of Politics: Intellectual Property Laws and Democratic Dialogue”, Texas Law Review, Vol. 69 (1991), 1853-1880.

2. Termin (3.11.2010): Historischer Teil
Josef Kohler, „Die Idee des geistigen Eigenthums“, Archiv für die Civilistische Praxis 82 (1894), 141-242 (Auszug: 141-202).

3. Termin (10.11.2010): Philosophischer Teil
a) Michael Schefczyk, „Rechte an Immaterialgütern – eine kantische Perspektive“, Deutsche Zeitschrift für Philosophie 5 (2004), 739-753.
b) Christoph Menke, „Subjektive Rechte und Menschenwürde. Zur Einleitung“, Trivium 3 (2009), abrufbar unter: <http://trivium.revues.org/index3296.html> (9.8.2010).

II. Rechtswirkung
 

4. Termin (17.11.2010): Dreifache Schadensberechnung
a) RG, Urt. v. 8.6.1895 – Rep. I. 13/95 (Ariston) = RGZ 35, 63.
b) BGH, Urt. v. 8.11.1984 – I ZR 128/82 (Tchibo/Rolex I).
c) BGH, Urt. v. 17.6.1992 – I ZR 107/90 (Tchibo/Rolex II) = BGHZ 119, 20.

5. Termin (24.11.2010): Güterzuordnung
Alexander Peukert, „Güterzuordnung und Freiheitsschutz“, in: Reto M. Hilty/Thomas Jaeger/Volker Kitz (Hg.), Geistiges Eigentum. Herausforderung Durchsetzung, Berlin/Heidelberg 2008, 47-84.
Die Veranstaltung findet am 24.11.2010 in RuW 1.303 statt.

6. Termin (1.12.2010): Allgemeiner Teil im Besonderen
a) Haimo Schack, „Zur Rechtfertigung des Urheberrechts als Ausschließlichkeitsrecht“, in: Otto Depenheuer/Karl-Nikolaus Peifer (Hg.), Geistiges Eigentum: Schutzrecht oder Ausbeutungstitel?, Berlin/Heidelberg 2008, 123-140.
b) Matthias Leistner/Gerd Hansen, „Die Begründung des Urheberrechts im digitalen Zeitalter – Versuch einer Zusammenführung von individualistischen und utilitaristischen Rechtfertigungsbemühungen“, Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht 2006, 479-490.

III. Innovationskraft
 

7. Termin (8.12.2010): Innovationspotential
Joseph E. Stiglitz, „Economic Foundations of Intellectual Property Rights“, Duke Law Journal, Vol. 57 (2008), 1693-1724.

8. Termin (15.12.2010): Netzwerke
Karl-Heinz Ladeur und Thomas Vesting, „Geistiges Eigentum im Netzwerk – Anforderungen und Entwicklungslinien“, in: Martin Eifert/Wolfgang Hoffmann-Riem (Hg.), Innovationsrecht: Geistiges Eigentum und Innovation. Innovation und Recht I, Berlin 2008, 123-144.

9. Termin (12.1.2011): Biopiraterie
a) Tade Matthias Spranger, „Indigene Völker, ‚Biopiraterie‘ und internationales Patentrecht“, Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht 2001, 89-92.
b) Gunther Teubner, „Kannibalisierung des Wissens: Schutz kultureller Diversität durch transnationales Recht?“, in: Aurelia Colombi Ciacchi/Christine Godt/Peter Rott/Lesley Jane Smith (Hg.), Haftungs-recht im dritten Millenium: Liber amicorum Gert Brüggemeier, Baden-Baden, 553-576.

10. Termin (19.1.2011): Public Domain
James Boyle, „The Second Enclosure Movement and the Construction of the Public Domain“, Law and Contemporary Problems, Vol. 66 (2003), 33-74.

IV. Zugriffsmacht
 

11. Termin (26.1.2011): Un-Originalität
Philipp Theisohn, Plagiat. Eine unoriginelle Literaturgeschichte, Stuttgart 2009, 1-34 und 518-538.

12. Termin (2.2.2011): Authentizität
a) Felicitas von Lovenberg, „Vorwürfe gegen Helene Hegemann – Originalität gibt es nicht -  nur Echtheit“, in: FAZ online  v. 28.02.2010, abrufbar unter <http://www.faz.net/s/RubD3A1C56FC2F14794AA21336F72054101/Doc~E2554FF3EE0594DA09A14DAAF6A135A68~ATpl~Ecommon~Sspezial.html> (9.8.2010).
b) Gottfried Benn, „Plagiat“, in: ders., Sämtliche Werke, Band III, Prosa 1, Stuttgart 1987, 166-168.
c) Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Berlin 1821 (Frankfurt am Main 1968), §§ 41-71.

13. Termin (9.2.2011): Strategien aus erster oder zweiter Hand
a) Sebastian Kühn, „Delisle vs. Nolin. Zum Problem des Plagiats um 1700“, in: Jochen Bung/Malte Gruber/Sebastian Kühn (Hg.), Plagiate. Fälschungen, Imitate und andere Strategien aus zweiter Hand, Berlin 2010 (im Erscheinen).
b) Malte Gruber, „Anfechtungen des Plagiats: Herausforderung des Rechts am 'Geistigen Eigentum'“, in: Jochen Bung/Malte Gruber/Sebastian Kühn (Hg.), Plagiate. Fälschungen, Imitate und andere Strategien aus zweiter Hand, Berlin 2010 (im Erscheinen).

14. Termin (16.2.2011): Multifunktionalität
Dan Wielsch, Zugangsregeln. Die Rechtsverfassung der Wissensteilung, Tübingen 2008, 31-66.



Literatur zur Einführung:

Depenheuer, Otto / Peifer, Karl-Nikolaus (Hg.), Geistiges Eigentum: Schutzrecht oder Ausbeutungstitel? Zustand und Entwicklungen im Zeitalter von Digitalisierung und Globalisierung, Berlin/Heidelberg 2008.
Hofmann, Jeanette (Hg.), Wissen und Eigentum. Geschichte, Recht und Ökonomie stoffloser Güter, Bonn 2006.
Rehbinder, Manfred, Urheberrecht, 16. Auflage, München 2010.

Weitere Literaturhinweise finden Sie hier als pdf.

 

Organisatorisches:

Die Veranstaltung wird im Wintersemester 2010/2011 mittwochs, 16.00 c.t. bis 17.45 Uhr in Seminarraum RuW 2.102 (2. OG) stattfinden.
Das Seminar gilt als Schwerpunktbereichsveranstaltung für den Schwerpunktbereich Grundlagen des Rechts (SPB 3). Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften sind ebenfalls willkommen.
Den Seminarreader können Sie ab September bei „Copy am Campus“, Parkstraße 20 (Nähe Bushaltestelle Campus Westend) erhalten.
Einen Leistungsnachweis kann erwerben, wer nach Absprache mit den Dozenten neben einer kurzen Einführung zu einer Sitzung („Impuls“) eine schriftliche Arbeit zu einem der Texte oder einer übergreifenden, seminarbezogenen Fragestellung anfertigt. Die Arbeit sollte einen Umfang von ca. 15 Seiten haben und mit einem wissenschaftlichen Fußnotenapparat sowie einer Bibliographie versehen sein. Einzelheiten werden zu Beginn des Semesters gesondert besprochen.
Zur Anmeldung und Vormerkung für eine der etwa zehn- bis fünfzehnminütigen Einführungen („Impulse“) in den für die betreffende Sitzung angegebenen Text wenden Sie sich bitte an Dr. Malte Gruber, RuW 3.145, oder schreiben Sie eine E-Mail an <gruber@jur.uni-frankfurt.de>.

 

Das vollständige Seminarprogramm erhalten Sie hier als pdf.